Der Leinsamen
Lein oder Flachs wurde bereits tausende Jahre vor Christus angebaut. Lange Zeit wurden jedoch nur die zähen Fasern der Stängel für die Herstellung von Gewebe gewonnen. Erst viel später entdeckte man den Samen als Heilmittel, zur innerlichen und äusserlichen Anwendung.
Lein ist eine einjährige Pflanze, welche 20-80 cm hoch wird. Zwischen Juni und August öffnet sie ihre wunderschönen, 5-blättrigen, himmelblauen Blüten, welche sich stramm in Richtung Morgensonne recken. Bereits um die Mittagszeit schliesst sie ihre Blütenköpfchen, um am nächsten Morgen wieder voller Frische zu leuchten. Nach einigen Tagen wird aus der Blüte eine kugelige, mit der Zeit braun werdende Kapsel, welche auch im getrockneten Zustand geschlossen bleibt. Erst durch Zerreiben der Kapsel gelangt man an die 5-10 feinen, glatten, braunen Samen des Leins.
Relevante Inhaltsstoffe für die äusserliche Anwendung von Leinsamen (perkutane Wirkung) sind die Schleimstoffe, welche für die Speicherung der Wärme und die Pflege der Haut zuständig sind. Die lokal wirkende Wärme dieser kleinen Kompresse erweitert die Blutgefässe und die Nasengänge und steigert so die Durchblutung, wodurch das Nasensekret verflüssigt wird. Warme/heisse Wickel und Kompressen sind bei entzündlichen Prozessen indiziert, bei welchen das Sekret (Eiter) abfliessen kann. Dies ist durch die Nasenhaupthöhle (Nasenlöcher) nach aussen gewährleistet. Das Auflegen der feucht-heissen Kompresse wird als überaus angenehm und direkt schmerzlindernd empfunden.
Für meine Arbeit habe ich die fixfertige Leinsamenkompresse entwickelt, um diese Anwendung so einfach wie möglich zu gestalten. Die Leinsamen können aber auch in eine Kompresse gewickelt oder in einen Teebeutel gefüllt werden.
Die feucht-heisse Leinsamenkompresse eignet sich hervorragend lindernd bei Schnupfen.
Feucht-heisse Leinsamenkompresse
Anwendung für Kinder ab ca. 7 Jahre
Material
- 4 Leinsamenkompressen fixfertig
- Kochendes Wasser
- Kleine Schüssel
- Holzbrett
- Wärmeflasche
- Baumwolltuch
Vorbereitung
Das Kind auffordern, wenn nötig auf die Toilette zu gehen und dann eine bequeme Position auf dem Rücken liegend oder halbliegend einzunehmen und sich eventuell zuzudecken. Es soll schön warm haben. Fenster werden geschlossen, Zugluft vermieden. Da es während der Anwendung ca. eine halbe Stunde ruhig liegenbleiben soll, kann es zum Beispiel ein Buch zur Hand nehmen oder ein Hörbuch einschalten.
Zubereitung
Material bereitlegen, Wärmeflasche mit kochendem Wasser füllen. Die Leinsamenkompressen in die kleine Schüssel legen und kochendes Wasser darüber giessen. 2 Minuten quellen lassen, danach kurz abtropfen und auf das Holzbrett legen. Sofort mit der Wärmeflasche zudecken. Das Baumwolltuch kann zum Warmhalten auf die Wärmeflasche gelegt werden.
Durchführung
Die Temperatur der ersten Kompresse am eigenen Unterarm prüfen. Das Kind die Leinsamenkompresse mit der Hand berühren lassen, um die Temperatur subjektiv zu spüren.
Ganz vorsichtig und unter genauer Beobachtung des Kindes die Kompresse so über die Nase legen, dass die Mittelnaht auf dem Nasenrücken liegt, leicht andrücken. Eventuell kann diese Aufgabe das Kind selbst übernehmen. Vorsicht heiss!
Leinsamenkompresse solange auf der Nase belassen, wie sie sich warm anfühlt (4-5 Minuten).
Danach mit den anderen drei Kompressen genauso vorgehen. Wichtig: jedes Mal Temperaturkontrolle!
Nachbehandlung
Manche Kinder mögen die schleimigen Rückstände auf der Nase nicht. Da dieser Schleim hautpflegend ist, reicht es in diesem Fall, die Region mit dem Baumwolltuch vorsichtig trocken zu tupfen. Danach kann geruht werden, muss aber nicht. Kinder spielen vielleicht lieber wieder oder bewegen sich nach dieser halben Stunde gerne. Allerdings sollte das Kind noch für eine halbe bis eine Stunde drinnen spielen, warm haben und keiner Zugluft ausgesetzt sein. Allgemein ist für eine frische Raumluft zu sorgen.
Zeitpunkt / Dauer
Die Anwendung kann zu jeder Tageszeit durchgeführt werden. Man braucht dafür ca. 30 Minuten Zeit. Während der Anwendung ist auch der/die Anwender/-in stetig neben dem empfangenden Kind. Bei kleineren Kindern sollte auf einen passenden Zeitpunkt geachtet werden, zum Beispiel in der Mittagspause oder vor dem zu Bett gehen. Für ein optimales Resultat sollte die Anwendung während einer Erkältungsphase 1x/Tag durchgeführt werden.
Kontraindikation der feucht-heissen Leinsamenkompresse bei Kindern
Kinder unter 7 Jahren wegen altersbedingter eingeschränkter Kommunikationsfähigkeit
Verändertes Temperaturempfinden, Sensibilitätsstörungen
offene Wunden
Unverträglichkeit gegenüber Inhaltsstoffe (bisher sind keine bekannt)
Weitere Anwendungsmöglichkeiten der Leinsamen
Leinsamen werden in der Erfahrungsmedizin und Naturheilkunde für eine Vielzahl von Beschwerden eingesetzt. Ich möchte hier nur kurz ein paar Beispiele geben:
Innerliche Anwendung: Bei Obstipation oder Diarrhoe; durch das Quellen der Leinsamen wird der Stuhlgang reguliert, wobei bei Obstipation ausreichend Wasser dazu eingenommen werden muss.
Oder als Infus: bei Magen- und Darmerkrankungen, der Schleim hat dabei eine schützende Funktion auf der Schleimhaut.
Äusserliche Anwendung: als Kompresse für die Augen bei einem Gerstenkorn oder bei Trockenheit der Augen.
Auch auf Wikipedia findest Du Interessantes zum Thema Leinsamen.