Wickel und Kompressen

für Kinder

Johanniskraut – die ideale Zutat für Wickel

Heilpflanze des Monats
Johanniskraut – Hypericum perforatum

Die Legende besagt, dass der Teufel sehr zornig war über die gute und vielseitige Heilkraft des Johanniskrautes. Eines Tages fiel er wutschnaubend mit einer Nadel über das Johanniskraut her und stach tausendfach zu. 
Noch heute kann man die Folgen des wütenden Teufels auf den Blättern des Johanniskrautes finden. Hält man nämlich die Blätter gegen die Sonne, sieht man die Spuren der Nadelstiche…          
… so kam das Johanniskraut zum Namen Hypericum perforatum (es handelt sich bei der „Perforation“ um Öldrüsen).

Johanniskraut

Ein Blick in die Geschichte

Dioskurides, ein griechischer Arzt und Pionier der Pharmakologie, beschrieb schon im antiken Griechenland Johanniskraut als menstruationsauslösende Heilpflanze und empfahl Johanniskraut bei Brandwunden und Ischias. 
Im Mittelalter begann man das Johanniskraut wegen seiner beruhigenden und stimmungsaufhellenden Wirkung zu schätzen. 
Paracelsus lobte das Johanniskraut vor allem wegen seiner Wirkung bei Wunden, Beinbrüchen und Quetschungen. 
In der Mythologie verband man die rote Farbe des Johanniskrautes mit der Lebenskraft der Sonne und des Blutes. Johanniskraut spielte deshalb eine besondere Rolle im Sonnenkult der Völker Europas. 
Johanniskraut wurde nach einem Heiligen benannt. Der Johannistag, 24.6, ist ein Datum, welches eng mit dem Tag der Sommersonnenwende verbunden ist. Eine Ernte an genau diesem Datum soll besondere Heilkraft besitzen. (In unseren Breitengraden ist jedoch eine Ernte in voller Blüte im Juni eher selten.) 

Kräuter-Pfarrer Küenzle, ein Förderer der Pflanzenheilkunde und Alternativmedizin, schrieb: „Dieses Öl ist das beste und wirksamste Heilmittel gegen Verbrennungen durch Feuer, Verbrühen, (…), Schürfungen und Insektenstiche“. 

Was den Teufel erzürnte war, wie anfangs beschrieben, die vielseitige Anwendungsmöglichkeit des wirksamen Johanniskrautes.
Dieser Vielseitigkeit können wir in einem Newsletter nicht gerecht werden, deshalb gehen wir – auch um es uns mit dem „Hörnligödu“ (wie wir hier in Bern den Teufel auch nennen) nicht zu verscherzen –  heute „nur“ auf die äusserliche Anwendung von Johanniskraut ein…

Wirkung

Eine ölige Zubereitung („Rotöl“) wirkt entzündungshemmend, antibakteriell und zusammenziehend.
Das Öl fördert die Wundheilung, eine gute Narbenbildung und intensiviert zudem die Durchblutung und wirkt schmerzstillend.
Johanniskrautöl hilft bei Schnitt- und Schürfwunden, bei Prellungen, Verstauchungen, verspannter Muskulatur, Bauchschmerzen, Gürtelrose, rheumatischen Beschwerden, Sonnenbrand, Wundliegen, alten Narben und bei der Pflege spröder, trockener Haut. In der Frauenheilkunde wird Rotöl für die Behandlung von Geburtswunden, bei Milchstau und ausserdem zur Pflege irritierter Brustwarzen eingesetzt. 
 
Mögliche Nebenwirkung: Johanniskraut kann die Haut sensibler machen. Meiden Sie deshalb nach einer Anwendung direkte Sonnenbestrahlung.

Pflanzenportrait

Die ca. 25-85cm grosse Staude besitzt einen zweikantigen Stängel mit gegenständig angeordneten Blättern. Durch das enthaltene ätherische Öl und Harz sehen die Blätter aus wie perforiert. Verreibt man die gelben Blüten zwischen den Fingern, verfärben sie sich blutrot. 

Johanniskraut Wickelzusatz

Erntezeit

Die Ernte erfolgt bei voller Blüte in den Monaten Juli/August an einem sonnigen, trockenen Tag. Johanniskraut wächst in unseren Breitengraden an Weg- und Waldrändern. 

Johanniskrautöl selber herstellen

Johanniskraut Öl

Material für ca. 100ml Rotöl

(bei grösserem Bedarf Rezept anpassen)

  • Helles, sauberes ausgekochtes Glas mit Verschluss
  • 20g frische Johanniskrautblüten, blütennahe Blätter und Früchte (Samen)
  • ca. 90-95ml Pflanzenöl (kaltgepresstes Öl aus biologischem Anbau, z.B. Sonnenblumen-, Mandel-, Distel- oder Olivenöl)
  • Kompresse
  • dunkles Glas (Braun- oder Violettglas) zum späteren Umfüllen, feiner Papier- oder Stofffilter zum Abfiltrieren.

Vorgehen

Ernten Sie ca. 20g frische Johanniskrautblüten, blütennahe Blätter und Früchte an einem sonnigen, trockenen und warmen Tag zwischen Juni und September. Verarbeiten Sie das Gesammelte noch am selben Tag, um Schimmel zu vermeiden.
 
Füllen Sie nun das Gesammelte locker in die Flasche und geben Sie das Pflanzenöl dazu. Stellen sie nun die Flasche unverschlossen (nur mit der Kompresse bedecken, damit die Feuchtigkeit des Johanniskrautes entweichen kann) eine Woche lang an die Sonne (nehmen Sie jeweils die Flasche nachts wieder ins Zimmer, damit keine Nachtfeuchte ins Glas gelangt).

Nach einer Woche können Sie das Glas mit dem Verschluss schliessen und stellen Sie die Flasche für weitere 5 Wochen in der Sonne, dabei schütteln sie die Flasche täglich. Das Öl wird im Laufe dieser Wochen seine rubinrote Farbe erhalten. 

Nach 6 Wochen filtern Sie das Öl vorsichtig durch den Papier- oder Stofffilter in die dunkle Flasche. Pressen Sie den Bodensatz nicht aus, damit das Öl durch die verbleibende Restfeuchte nicht zu schimmeln beginnt.
Das Öl sollte ca. 9 Monate an einem kühlen Ort haltbar sein.

Johanniskrautöl – Kompresse bei Sonnenbrand
(für Kinder ab 1 Jahr)

Johanniskraut ist die ideale Zutat für Wickel. Hat Ihr Kind einen Sonnenbrand, können Sie am Abend vor dem Schlafengehen auf die betroffene Stelle eine Johanniskrautöl – Kompresse auflegen. Durch seine entzündungshemmende und adstringierende (zusammenziehende) Wirkung, ist Johanniskrautöl die optimale Pflege nach dem zu üppigen Sonnenbad. 
 
Material        

  • Johanniskrautöl
  • Kompresse (Haushaltpapier, Taschentuch oder Baumwolltüchlein/Stück Stoff)
  • Esslöffel
  • Gazetuch (Nuscheli, Schal…)


Vorgehen
Geben Sie einen Esslöffel Johanniskrautöl auf eine Kompresse. Legen Sie die ölgetränkte Kompresse direkt auf die betroffene Hautregion und fixieren Sie sie mit einem Gazetuch.
Belassen Sie die Ölkompresse so lange wie möglich, vorzugsweise über Nacht. Oder 1-3x täglich anwenden.
Am nächsten Tag sollte die Körperstelle vor der Sonne geschützt werden – auch, weil das Johanniskrautöl die Haut lichtempfindlich machen kann.
 
Zu beachten: wie bei jeder Anwendung mit chemischen Substanzen sollten Sie Allergien und andere Unverträglichkeiten ausschliessen.

Weitere Anwendungen mit Johanniskrautöl bei Kindern sind in der Anleitung «Wickel und Kompressen für Kinder» beschrieben.